2. VSOV Jugend-Workshop

Weinwirkung Glasform

 

„Dieser Wein würde sich in einem bauchigen Glas noch besser entwickeln!“ Solche oder ähnliche Aussagen fallen immer wieder bei diversen Verkostungen. Für erfahrene Sommeliers/èren ist dies ohne Weiteres nachvollziehbar. Jungen Sommeliers/èren hingegen fehlt diese Vorstellung meist, daher wird diese Erkenntnis stillschweigend notiert, die in kurzer Zeit, mangels Selbstwahrnehmung, wohl wieder in Vergessenheit gerät.

Vergessen wird der 2. VSOV Jugend-Workshop aber noch lange nicht. Die Jungen Weinliebhaber/innen, darunter Jungsommeliers/èren und angehende Jungsommeliers/èren, die sich die Glas-Selbstwahrnehmung nicht entgehen lassen wollten, trafen sich am 10. Februar 2017 in der Vinothek Bevanda. Während den Vorbereitungsarbeiten – es waren 120 Weingläser für 20 Teilnehmer/innen zu platzieren – begrüßte Bernhard Keckeis (VSOV Jugendkoordinator und Organisator der Veranstaltung) die ersten Jugendlichen, welche bereits mit Freude durch die Gänge der Vinothek Bevanda schlenderten. Kurz darauf versammelten sich alle Teilnehmer/innen zum Aperitif. Helmut Gunz offerierte dafür ein Prosecco Valdobbiadene Superiore DOCG Bandarossa von Bortolomiol, der aus der Doppelmagnum eingeschenkt wurde.

Bevor die Weinwirkung in unterschiedlichen Glasformen wahrgenommen werden konnte, wurde die Veranstaltung von Bernhard Keckeis und Helmut Gunz (Gastgeber und Geschäftsführung Vinothek Bevanda) offiziell eröffnet. Simon Katzenschlager (Vertrieb Sophienwald) wurde gebeten, seine Informationen zu Glasproduktion, Unterschiede zwischen mundgeblasenen und maschinengefertigten Gläsern usw. zu verraten.

Dann war es soweit, der erste von sechs Flights wurde eingeschenkt. Natürlich blind, damit die Weinentwicklung in den unterschiedlichen Gläsern auch unvoreingenommen wahrgenommen werden konnte. Kaum war der Wein kredenzt, wurde an den kleinen Tischen schon gearbeitet und darüber diskutiert, welchen Einfluss die Gläser auf den Wein haben. Bei allen sechs Flights haben die Teilnehmer/innen ihre eigenen Erkenntnisse festgehalten und ausgetauscht. Zunächst in Kleingruppen, anschließend im Plenum und erst am Schluss wurden Erkenntnisse von den erfahrenen Weinkennern zu Wein, Weinentwicklung und Glasform eingebracht. Auf diese Weise waren alle Teilnehmer/innen aktiv, wie dies bei einem Workshop vorgesehen ist.

Zwischen dem 4. und 5. Flight gab es eine Unterbrechung im kulinarischen Sinne. Eine ausgiebige Jause mit Schinken, Speck, Käse und weiteren Köstlichkeiten wurde vom Bevanda-Team angerichtet. Gestärkt galt den letzten zwei Flights dieselbe Aufmerksamkeit wie jenen davor.

Ein unverfälschtes Ergebnis war somit gewährleistet. Das Sophienwald Bordeaux ist das Glas, das am meisten beeindruckt hat und welches alle Teilnehmer/innen ausgewählt hätten, um sich damit beschenken zu lassen, wohl aufgrund der klaren und eindeutigen Entfaltung der Aromen. Das Gabriel Glas „One for all“ und das Sophienwald Burgund haben die Spitze knapp nicht erreicht, da hier die Aromen oftmals etwas bedeckt waren bzw. die große Oberfläche den Wein schnell erwärmte oder das Bukett nicht halten konnte. Weiteres ist das Schott Zwiesel Burgunder Vina und das Sophienwald Weißwein zu erwähnen. Beide Gläser haben die Weine aromatisch, kühl und mineralisch wirken lassen, wobei das Sophienwald Weißweinglas in der Haptik viel eleganter war. Gar nicht recht zur Geltung kam an diesem Abend das Schott Zwiesel Bordeaux Vina. Bei keinem Wein ist dieses Glas ins Rampenlicht getreten. Vielleicht braucht das Glas eine ordentliche Füllmenge, damit es seine Qualitäten ausspielen kann.

Folgende Erkenntnisse konnten festgestellt werden:

·       Eine große Oberfläche lässt den Wein schneller warm werden und das steht manchen Weinen wirklich gut.

·       Enge Gläser wirken im Bukett kühler und mineralisch, hingegen weite Oberflächen warme und reife Aromen intensivieren.

·       Die Haptik der Gläser lässt einen Wein plump oder elegant wirken.

·       Die Füllmenge kann für den Weingenuss entscheidend sein.

·       Obwohl die Glasform ähnlich ist, sind minimale Unterschiede sehr entscheidend für die Präsenz des Weins.

·       Die Auswahl des Glases beeinflusst den Wein und dessen Genuss.

 

Die Gläser im Überblick:

·       Gabriel Glas „One for all“ – maschinengefertigt

·       Schott Zwiesel Burgund Vina und Bordeaux Vina – jeweils maschinengefertigt

·       Sophienwald Weißwein, Bordeaux und Burgund – jeweils mundgeblasen

 

Weine, welche die Gläser in Szene setzten:

 

·       Wein 1

Sauvignon Blanc „Hole in the Water”

Jeff Sinnott, Weingut Konrad

Marlborough, Waihopai Valley, Neuseeland

 

·       Wein 2

VI

Viognier aus dem Kamptal

Kurt Angerer

Österreich

 

·       Wein 3

Grüner Veltliner Kremser Sandgrube Reserve

Weingut Türk

Niederösterreich

 

·       Wein 4

Zweigelt Classic

Weingut Reumann

Burgenland

 

·       Wein 5

Pinot Noir „Graf Weingartl“

Heinrich Hartl III

Thermenregion

 

·       Wein 6

Poggio Galardi „Rosso di Toscana“ IGT

Weingut Galardi

Toskana, Italien

 Ein herzliches Dankschön, im Namen des Vorarlberger Sommeliervereins, gilt Simon Katzenschlager (Vertrieb Sophienwald), Helmut Gunz mit seinem Team (Vinothek Bevanda), Sibylle Kleboth für die Unterstützung bei der Vorbereitung und Simon Walch für die Unterstützung bei der Veranstaltung.

Bernhard Keckeis
VSOV-Jugendkoordinator

Fotos vom workshop