„Blaufränkisch trifft Kekfrankos und Lemberger“

 

In seiner ersten Veranstaltung im heurigen Jahr, widmete sich der VORARLBERGER SOMMELIER-VEREIN Ende Jänner im „Schützenhaus“ in Feldkirch einem überaus interessanten Thema – der Rotweinrebsorte BLAUFRÄNKISCH aus drei europäischen Ländern.

Es sollte nicht nur ein lehrreicher Vergleich in Form einer Blindverkostung werden –

er war es auch!

Allein die enormen Unterschiede der Regionen und Gebiete versprachen große Herausforderungen im sensorischen Bereich.

 

Bevor der erste Flight von insgesamt fünf in die Gläser kam, gab es eine Einführung über die Rebsorte BLAUFRÄNKISCH mit ihren Eigenheiten in den verschiedenen Ländern als Erinnerung an schon einmal Gehörtes oder Gelerntes wieder wach zu rufen und zur besseren Orientierung

So wurde mit dem Österreichischen BLAUFRÄNKISCH begonnen, eine unserer hochwertigsten Rebsorten, der auf etwa 2.600 Hektar vorwiegend im Mittelburgenland, dem so genannten „Blaufränkischland“, im Südburgenland, heute nach dem „Eisenberg“ benannt, und in Niederösterreich kultiviert wird.

Mit 5,8% Rebflächen-Anteil ist er die zweitmeist angebaute Rotweinrebsorte in Österreich.

Die Bedeutung und Qualität dieser Rebsorte wurde sehr eindrucksvoll mit der Schaffung der Klassifikation „Mittelburgenland DAC“, ausschließlich für den Blaufränkisch geadelt.

 

Entstanden ist er aus der „Zimmertraube“(Subulzina) mit dem „Weißen Heunisch“ und wurde am Ende des 19. Jahrhunderts von einer Kommission als „Blaufränkisch“ festgelegt, wurde sogar in das Register der traditionellen Lebensmittel eingetragen!

Die verschiedenartigen Terroirs der österreichischen Weinbaugebiete ermöglichen große Unterschiede in Stil und Qualität.

Grundsätzlich handelt es sich aber um gute Rotweine von normal guter, klassischer Qualität, bis hin zu hochwertigen Rotweinen von internationalem Format.

 

Je nach Erntezeitpunkt und Ausbau, Boden, Klima und Winzer, entstehen leichte, fruchtbetonte, mittelgewichtige, würzige, oft tanninbetonte Weine, aber auch intensiv-dunkle, kräftige, vollmundige, körperreiche, charaktervolle Top-Weine mit internationalem Tanningerüst und enorm langen Nachgeschmack.

Blaufränkisch eignet sich auch hervorragend zum Verschneiden mit anderen Rebsorten, woraus unglaublich hochwertige Cuvées entstehen, die immer wieder für großes Aufsehen sorgen.

Sortenrein ist der Blaufränkisch ein wunderbarer Begleiter zu vielen Gerichten – um nicht zu sagen, er harmoniert zu allen Speisen, wozu man gerne guten Rotwein trinkt.

Oft wird er auch als Alternative zu Chianti gehandelt.

 

Gibt man ihm genug Luft (so etwa eine halbe bis dreiviertel Stunde) und große Rotweingläser (Bordeaux-Art), bedankt er sich mit einem unglaublichen Aroma nach dunklen Beeren wie Brombeeren, Heidelbeeren, Holunder, Schwarzkirschen, Zwetschken, Zimt, schwarzem Pfeffer, Würze, Schokolade, Mandeln, sowie Röstnoten und eingebundenen Tanninen.

 

In Ungarn wird der Blaufränkisch KEKFRANKOS genannt und wurde dort 1890 das erste Mal erwähnt. „Kekfrankos“ ist die mit Abstand am meisten angebaute und wichtigste Rebsorte Ungarns, mit einer Rebfläche von etwa 8.000 Hektar, und damit der größten Rebfläche der Welt für diese Sorte!

Beträgt doch die ungarische Rebfläche etwa 65.000 Hektar, die sich in 6 Regionen und

22 Gebiete unterteilt. 2/3 Weißwein- und 1/3 Rotweinreben werden kultiviert.

 

Hauptsächliche Anbaugebiete Ungarns für den Kekfrankos sind Sopron, also das Südufer des Neusiedlersees, am Plattensee, den Balaton, und im südlichsten Weinbaugebiet Ungarns,

in Villány. Dort bringt diese Rebe ihre national besten Ergebnisse.

Die Entstehung des Namens geht bis auf Napoleon zurück und setzt sich aus Kek – blau und

Francs – Frank zusammen, was ihn schließlich zum „Kekfrankos“ machte und bei uns zum Blaufränkisch.

 

Die Rebfläche für den LEMBERGER in Deutschland ist in den letzten Jahren wieder größer geworden. Nachdem es 1999 nur noch 1.118 Hektar waren, sind es momentan knapp

2000 Hektar.

Woher stammt der „Lemberger“, der in Deutschland so genannt wird?

Aus der Stadt Lemberg in der früheren Untersteiermark, heut Slowenien.

Nach dem Trollinger ist die Lemberger-Rebe die zweithäufigste angebaute Rebsorte in Württemberg. Wie überall bringt sie je nach Terroir sehr eigenständige Weine hervor – vom

Fruchtbetonten, gaumenfreundlichen, schlanken Rotwein, bis zu extraktreiche, körperreiche, kraftvolle, tanninreiche und langlebige Qualitäten, die dann natürlich auch im Holzfass und Barrique ausgebaut werden.

Württembergische Lemberger aus Einzellagen werden sogar als „Großes Gewächs“ eingestuft.

Die Traube ist geprägt von vielen, teils großen Beeren, muss also ertragsreduziert werden, die dicke Beerenschale produziert viel Tannin, dass den charakteristischen Geschmack deutlich macht und für absolute Spitzenqualitäten und Langlebigkeit verantwortlich ist.

 

Die deutschen Lemberger sind meist etwas runder, harmonischer und samtiger als die österreichischen Blaufränkisch, die sich meist tanninbetonter zeigen.

 

Als 1. Flight wurde folgendes eingeschenkt:

 

1. Blaufränkisch 2020 „Kalk & Schiefer“

 

2. Kekfrankos 2018 „Missio“

 

3. Lemberger 2021 „Steinwiege“

 

 

Diese ersten drei Weine zeigten schon, wie schwer es sein kann, nur die Länder Ungarn, Deutschland und Österreich auseinander zu halten – gleiche Rebsorte, aber völlig unterschiedliche Ergebnisse, qualitätsmäßig nahe beieinander.

 

Flight 2 brachte folgendes:

 

1. Lemberger 2022 „Hanweiler Berg“

 

2. Kekfrankos 2017 „Selection Hegy“

 

3. Blaufränkisch 2019 „Beta“

 

Nach diesem Flight wurde der erste Menü- Gang serviert.

„Orecchiette mit Bolognese vom Klostertaler Hirsch aus der Jagd von Stephan Dertinger“

Die Weine der ersten Flights waren delikate Begleiter.

 

Gut gestärkt für die nächsten drei Flights, nahm die Herausforderung seinen weiteren Lauf.

 

Flight 3 kam in die Gläser:

 

1. Kekfrankos 2019 „Bati Kereszt“

 

2. Blaufränkisch 2020 „Goldberg“

 

3. Lemberger 2018 „Bönnigheimer Sonnenberg“

 

Verkostet, beschrieben, bewertet und zugeordnet wurde nach etwa 15 Minuten aufgedeckt – ob man richtig oder falsch, gewusst oder geraten hatte war sofort gewiss.

 

Nach einigen Diskussionen war der 4. Flight eingeschenkt:

 

1. Blaufränkisch 2019 „Ried Fabian“

 

2. Kekfrankos 2017 „Ried Steiner“

 

3. Lemberger 2021 „Lämmler“

 

Mit Dauer der Verkostung meinte man die Weine besser zuordnen zu können, sie besser unterscheiden zu können, doch es wurde nicht leichter, obwohl die Punktewertungen höher und höher wurden.

 

Alle Hoffnungen lagen auf Flight 5, nachdem ja schon 12 Weine verkostet wurden.

 

 

 

1. Lemberger 2018 GG

 

2. Kekfrankos 2015 „Ried Voller“

 

3. Blaufränkisch 2017 „Ried Fasching“

 

Auch dieser Flight war schwierig wie die vier davor und doch war eines sofort klar – eine Verkostung dieser Art ist eine willkommene Herausforderung einer Blindverkostung, wo es galt seine Erfahrungen zu erweitern und um die Rebsorte Blaufränkisch seinen Horizont zu erweitern.

 

Nun kam das Hauptgericht auf den Tisch.

„In Blaufränkisch geschmortes Osso Bucco vom Gisinger Algäuerhof – Kalb, serviert auf

Gemüse-Gerstenrisotto“.

Die persönlichen Favoriten der Verkostung waren wunderbare Begleiter zu diesem köstlichen Gericht.

 

Zum süßen Abschluss wurden verführerisch gute „Somlauer Nockerl“ serviert . mehr als eine süße Sünde!

 

Die Auswertung der bepunkteten Weine war dann für alle Teilnehmer ein spannendes Ergebnis.  Bewertet wurde immer blind, je nach persönlichem Geschmack und bestem Wissen und Gewissen vor dem Aufdecken, und zeigte deutlich, dass die Geschmäcker der Verkoster sehr unterschiedlich waren, die Weine aber punktemäßig beieinander liegen.

 

1. BLAUFRÄNKISCH 2017 „Ried Fasching“

    Weingut StephanO, Deutsch-Schützen – Eisenberg                                             17,47

 

2. LEMBERGER 2018 GG

    Weingut Beurer, Kernen-Stetten – Württemberg                                                 17,35

 

3. BLAUFRÄNKISCH 2019 „Ried Fabian“

    Weingut Bernhard Ernst, Deutschkreutz – Mittelburgenland                              17,30

 

4. LEMBERGER 2021 „Lämmler“ GG VDP

    Weingut Aldinger, Fellbach – Württemberg                                                         17,17

 

5. KEKFRANKOS 2015 „Ried Voller“

    Weingut Nador, Sopron                                                                                         16,49

 

6. LEMBERGER 2018 „Bönnigheimer Sonnenberg“ 1. Gewächs   

    Weingut Dautel, Bönnigheim  - Württemberg                                                      16,41

 

7. BLAUFRÄNKISCH 2019

    Weingut Reinhard Bruckner, Gols – Neusiedlersee                                              16,36

 

 

8. KEKFRANKOS 2019 „Bati Kereszt“

    Weingut Heimann & Fiai, Szekszárd                                                                      16,24

 

9. BLAUFRÄNKISCH 2020 „Goldberg“

    Weingut Bernhard Ernst, Deutschkreutz – Mittelburgenland                              15,93

 

10. BLAUFRÄNKISCH 2020 „Kalk & Schiefer“

      Weingut Kirchknopf, Kleinhöflein – Leithaberg                                                  15,79

 

11. KEKFRANKOS 2018 „Missio“

      Weingut Jandl, Sopron                                                                                         15,69

 

12. LEMBERGER 2022 „Hanweiler Berg“ VDP

      Weingut Aldinger, Fellbach – Württemberg                                                        15,51

 

13. KEKFRANKOS 2017 „Selection Hegy“

      Weingut Nador, Sopron                                                                                       15,36

 

13. LEMBERGER 2021 „Steinwiege“

      Weingut Schnaitmann, Fellbach – Württemberg                                                15,36

 

14. KEKFRANKOS 2017 „Ried Steiner“

      Weingut Weninger, Sopron                                                                                  15,05

 

 

Wie eingangs gewollt, war diese Verkostung eine große Herausforderung für alle Teilnehmer, geprägt von Neugierde, Spannung, Erfahrung und viel Spaß am Lernen und Degustieren.

 

Mit herzlichen Dankesworten für Gastgeber Jürgen Lang und Dipl. Sommelier Matthias Müller mit ihren Teams aus Küche und Service für die gute Organisation, die geschmackvoll-gute Küche und den freundlichen Service ging diese Veranstaltung im Feldkircher Schützenhaus langsam zu Ende.

 

Mit herzlichen Grüßen aus Feldkirch

                                                Willi Hirsch

 

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