„Essen wie zu Kronprinz Zeiten“

Die altehrwürdige Jagdvilla Maund in Hopfreben im hinteren Bregenzerwald war der Treffpunkt des Vorarlberger  Sommeliervereins zur heurigen Sommerveranstaltung.

In einer einzigartigen Atmosphäre dieser romantischen Villa wurde ein mehrgängiges Überraschungsmenü aus den gefundenen  Kochbüchern von Anna Schöttel, der Leibköchin von Kronprinz Wilhelm von Hohenzollern gekocht und die harmonierende Weinbegleitung vom österreichischen Top-Winzer Michael Moosbrugger vom Schloss Gobelsburg gereicht.

Die neuen Pächter der „Villa Maund“, Isabella und Erwin Kasper gestalteten einen extravaganten Abend im ganz besonderen Rahmen, worüber man noch lange reden wird.

Man traf sich im „Wirtshaus zum Gämsle“, wo ein Taxibus wartete, um die 70 Teilnehmer an jenen mystischen Ort im Wald zu bringen, wo eben die Villa sich befindet – umringt von hohen Bäumen, von keiner Straße sichtbar.

Offensichtlich war es gegen Ende des 19. Jahrhunderts in der englischen High Society sehr schick, auch im wildreichen Bregenzerwald auf die Jagd zu gehen.  Der englische Bankier

Sir John Oakley Maund war von der Landschaft dieses herrlichen Waldgebietes derart fasziniert, dass er beschloss, eine Jagdvilla zu bauen – an einem atemberaubenden Platz in einer Abgeschiedenheit, die später für diverse Ereignisse in der Villa noch von Bedeutung sein sollte.

Für den Bau konnten vorwiegend Einheimische gewonnen werden. Als Baumeister war der weit über alle Grenzen bekannte Holzbaufachmann Johann Anton Strolz im Einsatz.

Noch heute legt diese Villa ein deutliches Zeugnis vom handwerklichen Können des heimischen Zimmermeisters ab.  Nicht mehr eruierbar ist der Architekt der im englischen Landhausstil gebauten Jagdvilla.  Den Innenausbau bewerkstelligte der Schreiner und Kunsttischlermeister Kaspar Felder aus Schoppernau, der Urgroßvater der heutigen Pächterin Isabella Kasper, geborene Felder.

Die erste Jagdgesellschaft schrieb sich im Herbst 1895 ins Gästebuch der Villa ein. Viele mehr und weniger bedeutende Persönlichkeiten fanden den Weg zur Villa Maund. So auch seine Kaiserlich-Königliche Hoheit, der Kronprinz Wilhelm von Hohenzollern und sein Gefolge, der als erster mit einem Automobil den Bregenzerwald befuhr. 

Ab 1954 wurde das Anwesen als Sommerresidenz des Schweizers Hans Weber genutzt, dem die Villa auch die umfangreichen Renovierungsarbeiten verdankt.  Heutiger Besitzer der Villa Maund ist seit 1980 Josef Huber aus Götzis. Der Künstler Paul Renner hat zwischen 1995 und 2007 als Mieter das Haus wieder belebt und die Türen für die schönen Künste geöffnet.

Fasziniert von den Erzählungen der Großmutter, die seinerzeit als Köchin für den deutschen Kronprinzen in der Villa gearbeitet hatte, ging für Renner ein Kindheitstraum in Erfüllung und so rückte dieses Anwesen wieder ins Interesse der Öffentlichkeit.

Mit den neuen Pächtern Isabella und Erwin Kasper schließt sich ein weiterer Kreis, zumal Isabellas Urgroßvater, der Kunsttischler Kasper Felder für den Innenausbau der Villa verantwortlich zeichnete.  Durch ihr Vorhaben, exklusiven, extravaganten Veranstaltungen einen besonderen Raum zu geben und durch die weitere Zusammenarbeit mit  Paul Renner soll die Villa Maund aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen, aber fortan Prinzessin bleiben… 

Dieses romantische Gebäude wirkt schon von außen faszinierend, hat man aber die paar Stufen geschafft und die Eingangshalle mit ihrer pompösen Treppe erreicht, wird man von einer ganz eigenen Atmosphäre gefangen genommen – man fühlt sich plötzlich in eine andere Zeit versetzt und genießt nur noch die Schönheit dieses beeindruckenden Gebäudes.

Da die Teilnehmer nach und nach in kleinen Gruppen eintrafen, war für neugierige Erkundungen der einzelnen Räumlichkeiten genug Zeit.

Empfangen von den feschen, nach alter Zeit mit vielen Rüschen gekleideten Damen gab der Situation einen zusätzlichen Reiz – sie servierten zur Begrüßung eine erfrischende Gurkenbowle und reichten dazu auf Platten appetitlich angerichtete kleine Happen wie Banane mit gebratenem Speck und Cocktailkirsche, Brot mit Eieraufstrich und Melone mit Lachs.

Dem ausführlichen Empfang folgte die Begrüßung durch den Hausherrn Erwin Kasper,

VSOV-Präsident Willi Hirsch und Star-Winzer Michael Moosbrugger, der über die DAC-Bestimmung in kurzen Worten referierte bevor die Plätze an den festlich gedeckten Tischen eingenommen wurden.

Nun begann die große Zeit des Kochkünstlers Erwin Kasper – er verstand es mit viel Gefühl und perfekter Handschrift eines Spitzenkochs, die Rezepte aus alter Zeit, von Anna Schöttel penibel aufgeschrieben, auf die heutigen Erfordernisse abzustimmen.  Dementsprechend gaumenfreundlich begann die Schlemmerei mit der Vorspeise „Feine Terrinne vom jungen Kalb mit Pistaziengelée“ – dazu der Riesling 2009 „Kammerner Gaisberg“, eine Kamptal Reserve von Michael Moosbrugger. Dieser fruchtig-duftige und trinkfreudige, jugendliche Weißwein war der Kalbsterrinne ein sehr guter Begleiter.

Eine geradezu sensationelle Harmonie bildete die Suppe mit dem Wein.

Die „Königinnensuppe mit Laubfröschen“ als Gaumenschmeichler allerbester Art wurde vom Grünen Veltliner 2006 „Tradition“, einer Kamptaler Reserve perfekt abgerundet. Für viele Teilnehmer war es gänzlich neu, dass zu einer Suppe Wein gut harmonieren kann. Wein wie er früher gemacht wurde – erklärte Michael Moosbrugger seinen ausgewogenen, vollmundigen, reifen Spitzenwein. Die Gaumen der Genießer erlebten wahre Höhenflüge. 

Dann wurde der Hauptgang aufgetragen.  Ein prägsames Bild übermittelten die hübschen Servierdamen in ihren schwarzen Kleidern mit weißen Rüschenschürzen – serviert wurde

„Zart gebratenes Geflügel im Blätterteigpastetchen auf Zwiebelbrei, Liebstöckelreis und gebutterte Natursauce“. Dazu wurden gleich zwei Gläser mit Wein gefüllt – einmal weiß, einmal rot. Die Herausforderung welcher Wein nun besser passt musste jeder für sich selbst bewältigen – ob nun dem Riesling 2005 „Kammerner Gaisber“ Alte Reben oder dem St. Laurent 2007 „Haidegrund“ der Vorzug gegeben wird.  Wie so oft war der jeweilige Geschmack entscheidend.

Sieht man die Sache ganz nüchtern, waren beide Weine gut zum Gericht, jeder auf seine Art. Dieser Hauptgang zeigte einmal mehr, dass man es auch zu jener Zeit wo diese Rezepte entstanden sind es verstanden hat gut zu essen.

Der süße Abschluss mit dem Dessert wurde zur wahren Verführung – „Gefrorenes von fein caramelisierten Haselnüssen mit in Rum getränkten Pflaumen“.  War schon dieses Parfait mit seiner Cremigkeit und einzigartigem Geschmack sehr überzeugend, zeigte sich der Wein dazu wie geschaffen für dieses Gericht. Der Grüne Veltliner 2007 „Eiswein“ mit seinem bestens ausgewogenen Süße-Säure-Spiel war ein genialer Schlusspunkt dieser Speisenfolge.

Obwohl mehr als genug gegessen und getrunken wurde hatte man das Gefühl, es könne ruhig noch etwas weitergehen, der erlebnisreichen Kombinationen wegen.

Natürlich trug die außergewöhnlich gemütliche Stimmung in den feudalen Räumlichkeiten sowie die nette Gesellschaft der genießenden Teilnehmer entscheidend dazu bei.

Isabella und Erwin Kasper haben auf ihre liebenswerte, freundliche und kompetente Art einen Abend bereitet an den man sich noch lange gerne erinnern wird.

So verabschiedeten sich die Gäste nach und nach um mit den Taxis durch den nebeligen, finsteren, verregneten Wald wieder nach Schoppernau zurück zu kehren und sich auf das nächste Ereignis in der romantischen Welt der Villa Maund zu freuen.

Mit freundlichen Grüßen aus dem Bregenzerwald,

                                                                                              Willi Hirsch

viele Foto`s von der Veranstaltung