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„Der VSOV im PIEMONT“
Die zweite Weinreise des VORARLBERGER SOMMELIERVEREINS führte im Oktober in die nördlichen Regionen des Piemont, nach GHEMME und GATTINARA. Für die Organisation und Reiseleitung konnten wir unseren Italien-Experten und Kenner der Region PETER STÖGER gewinnen, der ein abwechslungsreiches 3-Tages-Programm zusammen stellte mit ganz unterschiedlichen Höhepunkten.
So begannen diese Tage am Sonntag, 9. Oktober 2016 um 5.30 Uhr bei dunkler, herbstlich-kühler Nacht am Bahnhof Feldkirch. Alle Parkplätze gefunden, den „Happy Hollyday-Bus“ bestiegen, freuten sich 30 Mitfahrer auf die Weine, die Regionen und das Programm mit allem drum und dran.
Über die Schweiz, den San Bernardino ging es an den Lago Maggioro nach Cannobio, leider bei ordentlichen Regen. So wurde der Marktbummel verkürzt, Kaffeepause und Frühschoppen verlängert. Der spätere Stadtbummel im romantischen Städtchen Orta San Giulio fand ebenfalls nur kurz im Regen statt, kleine typische und einladende Weinbars waren eine willkommene Alternative für Prosecco, Bier und kleiner Jause dazu – Sonntags-Frühschoppen auf italienisch – alle freuten sich und hatten viel entspannenden Spaß. Im Restaurant „Venus“, direkt am See war zum Mittagessen reserviert, heimische Gerichte dieser Region mit wunderbaren Weinen liesen erste Genussgefühle aufkommen. Im gemütlichen Rahmen, in bester Gesellschaft und wunderbarer Aussicht auf den See und die kleine Insel wurde folgendes gegessen und getrunken:
Apero: FRANCIACORTA BRUT von Camossi
Amuse geul: Kleine Burger Thunfisch mit Ruccola und Zitronengras Tomaten-Käse-Süppchen als Kaltschale
Weißwein: DERTHONA 2014 von Claudia Maritto
Vorspeise: Kaninchenrücken und Pastete
Rotwein: AFRODITE 2013 COLLINE NOVARESI von Paride Chiovini
Hauptgericht: Mit Fisch (Felchen) gefüllte Tortellini mit Olivenöl
Danach: Espresso und Cantucchini
Die kurze Wanderung über den Kalvarienberg zurück zum Bus war etwas Bewegung, die sehr gut tat. Die etwas mehr als einstündige Busfahrt endete in unserem Hotel „Tenimenti al Castello“ in Silavengo. Einchecken und zwei Stunden Freizeit bis zum Abendessen – Erholung für den Abend.
Mit dem Aperitif begann die Zeit des Genusses im ganz besonders originellen Restaurant des Hauses. In manchen Bereichen meinte man in einem Verkaufsladen zu sein. Zum VINO SPUMANTE BIANCO BRUT wurden am Buffet „Stutzikini“ serviert aus Speck, Salami, Pizzas, Pizzabrot, verschiedene Käse, Mozzarella.... Der große ehrwürdige Sommelier schenkte persönlich ein. An den gedeckten Tischen Platz genommen wurde Schlag auf Schlag die kleinen Gänge der Vorspeisen mit dem Weißwein serviert:
Vorspeisen: Petersilienpesto mit Sardellentörtchen In Kraut gewickelte Schweinsleber Vitello Tonnato Rote Zwiebel in Himbeeressig geschmort Russischer Salat
Weisswein: RUDIAGA 2015 COLLINE NOVARESI BIANCO von Codecasa Giada, Bogogno
Zwischengericht: Pamiscia-Risotto Gebackenes Faschiertes
Rotwein: LA MOSTELLA 2014 VESPOLINA COLLINE NOVARESI von Torraccia del Piantavigna, Ghemme
Hauptgericht: Brasato – Rindsragout mit Griespuffer
Rotwein: NEBBIOLO DEL MONTEREGIO 2014 COLLINE NOVARESI von Tiziano Mazzoni, Cavaglio d`Agogna
Desserts: Gebackene Apfelscheiben Schokopudding mit Amaretto
Alles wunderbar geschmeckt, genug Wein getrunken – seiner gaumenfreundlichen Art wegen, so neigte sich der Abend gegen Mitternacht zu. Die eiskalte Tagesbar war letzter Treffpunkt für rauchende Genießer, bevor die Nachtruhe Vorrang hatte.
Der zweite Tag am Wochenanfang zeigte sich deutlich schöner und so begann der Montag, 10. Oktober 2016 mit Sonnenschein, wenngleich wieder sehr kühl. Ghemme war bald erreicht und somit das Weingut ANTICHI VIGNETI DI CANTALUPO von ALBERTO ARLUNNO.
Begrüßung und Erklärungen vor dem Weingut, die Kälte schärfte deutlich die Sinne. So gab es viel, viel Info über Historie, Böden und Formationen. Arlunno hält sehr viel von diesen Themen, ganz speziell die Böden haben es ihm angetan. Der große Keller ist eine Halle aus mehreren Etagen, wo mehr oder weniger alles notwendige gemacht wird, so liegen Fässer, Flaschen, Paletten, Großflaschen geordnet herum. Auch das separate Flaschenlager bietet einiges. Im Präsentationsraum kamen 6 Weine von durchwegs hoher Qualität zur Verkostung in die Gläser.
CAROLUS BIANCO 2015 (35% Arneis, 50% Erbaluce, 15% Chardonnay)
IL MIMO ROSÉ 2015
VILLA HORTA 2013 – VESPOLINA – COLLINE NOVARESI
CANTALUPO 2007 – NEBBIOLO – GHEMME DOCG
COLLIS BRECLEMOE 2005 – NEBBIOLO – GHEMME DOCG
ABATE DI CLUNY 2009 COLLINE NOVARESI
Sehr interessant und hochwertig war dieses Zusammentreffen mit den Weinen aus Ghemme, Alberto Arlunno ist nicht umsonst ein sehr erfolgreicher Produzent, dessen Weine auch Papst Johannes Paul und Margret Thatcher schmeckten. Beide waren am Weingut und suchten sich die besten Fässer aus.
Nach wenigen Fahrminuten war IL CHIOSSO in Gattinara, unser zweiter Betrieb an diesem Tag erreicht. Der Rundgang zur Besichtigung der Tanks, Fässer, Lager wurde von momentaner intensiver Lesearbeit begleitet – Hochsaison am Weingut, wo etwa 80.000 Flaschen/Jahr produziert werden. Die Degustation fand im Lager und Abfüllhalle statt.
COLLINE NOVARESI 2014 (85% Bonarda, 15% Nebbiolo) Azienda Agricola Miru, Ghemme
COLLINE NOVARESI 2012 – Vespolina
NEBBIOLO 2010 COLLINE NOVARESI
FARA 2010 (70% Nebbiolo, 15% Vespolina, 15% Uva Rara)
Relativ schnell verkostet und rein in die Autos, hinauf zum Turm mit Aussicht auf die Region, und das bei Sonnenschein, Schönwetter und angenehmen Temperaturen. Eine kleine Jause mit Salami, Käse, Grissini und Gattinara 2010 rundeten diese beeindruckende Aussicht noch deutlich ab – ein lockerer, angenehnmer Rahmen einer Weinreise – es kann schon sehr schön sein, das Sommelier-Leben !
Auch das nächste Ziel wurde mit dem Shuttle angefahren, da der Bus einfach zu groß und breit für die engen Wege in die Weinberge ist. Die VILLA CACCIA ROMAGNANO SESIA, die auch ein Museum beherbergt und als großes beeindruckendes Schloss in Renovierung steht, war zum Mittagessen vorgesehen. Altehrwürdige Schlossräume mit Thonet-Stühlen bestuhlt und rustikal-geschmackvolles Essen aus Erbsen, Zucchini, Käse, Wurst, Salami, Brot, Büffelmozzarella, Schinken, Speck, Kuchen – dazu SELVALUNGA 2015 COLLINE NOVARESI aus 100% UVA RARA. Absolut passend zur richtigen zeit, im richtigen Moment – diese seltene, bei uns wenig bekannte Rebsorte.
Für den Nachmittag wurde uns noch der bekannte Essig-Hersteller „PONTI“ vorgestellt. Eine enorm große Firma mit 12 Riesen-Lagertanks zu je 188.000 Liter am Rande im Freien. Auch in den Hallen zeigte sich neben dem gewöhnungsbedürftigen scharfen Aroma alles enorm groß mit vielen, vielen übergroßen Lagerfässern, Abfüllanlagen, Lagerhallen.....
Nach etwa einer Stunde wurde das nächste Weingut besucht – LE PIANE in Boca. In den Weinbergen erfuhren wir ausführlich alles, was den Erfolg dieses Betriebes ausmacht. Die bekannten Lagen sind von Wäldern umgeben und sind auf einer Höhe von 420 – 520 Metern die am höchsten gelegenen Rebgärten des gesamten Piemont. Der Schweizer CHRISTOPH KÜNZLI hat hier ewas geschaffen, das wohl einzigartig ist. Ob es nun die Rebanlagen sind, die völlig neu kultiviert werden mußten, oder auch die spezielle Erziehungsform „Maggiorina“. Der Spaziergang durch den Wald zurück, führte zur Verkostung im Hof des speziellen Weingutes bei äußerst frischer Kühle. Die Weine aber sprachen eine ganz eigene deutliche Sprache.
MAGGIORINA 2014 VINO ROSSO Gemischter Satz aus 13 Rebsorten
MIMMO 2013 VINO ROSSO (70% Nebbiolo, 25% Croatina, 5% Vespolina)
BOCA 2009 (85% Nebbiolo, 15% Vespolina)
PIANE 2012 VINO ROSSO (100% Croatina) Das ist die Rarität und Spezialiät des Hauses mit 3-4000 Flaschen Jahresproduktion
Die Rebsorte UVA RARA wird hier BONARDA genannt.
Künzli arbeitet hier noch sehr traditionell, oft einfach, seine Weine sind von bemerkenswerter Qualität. Zuletzt durften wir auch noch einen heurig gepressten Wein 2016 aus dem Fass probieren – dieser wird in 10 Jahren viele Genießer sehr überraschen.
Für den Abend war in der „OSTERIA LA BRIOSKA“ in Romagnano reserviert. In diesem typischen Wirtshaus waren drei große Tische gedeckt, so machten wir es uns gemütlich,.
Ein VINO SPUMANTE „SARRA BLU“ wurde als Apero eingeschenkt, danach als 1. Wein ERBALUCE DI CALUSO 2015 DOCG von der Cantina della Serra. Dazu am Tisch Pizzabrotecken mit Kräuter-Knoblauchaufstrich, und als Vorspeise eine Schinken-Speck-Wurst-Pasteten-Platte.
Als zweiter Gang wurde ein köstliches „Risotto Gattinara“ serviert, dazu aus der Magnum PIETRO 2012 DOCG von Paride Jaretti aus Gattinara – eine perfekte Kombination von Wein und Speise. Der Sommelier und junge Chef des Hauses zeigte noch allen auf Bildertafeln die genaue Herkunft der Weine.
Zum wunderbaren, geschmackvollen, weichen und zarten geschmorten „Rindsbäckle mit cremiger Polenta“, das als Hauptgericht auf den Tisch kam, gab es eine weitere Wein-Überraschung aus der Magnum – NERVI GATTINARA 2010 – Einfach nur grandios !!!
Mit diesem Beispiel erlebte man wieder einmal was es heißt, eine perfekte Harmonie zwischen dem Essen am Teller und dem Wein im Glas zu erleben – das grenzte an Gaumenerotik mit Höhepunkt !
Wie es der Zufall so möchte, kam der Chef von Nevi gerade vorbei, suchte einen Platz im Restaurant, setzte sich zu uns und lud die ganze Gruppe für nächsten Tag in sein Weingut nach Gattinara – unglaublich. Natürlich gab es eine Zusage für einen mehr als neugierigen Abschluss dieser Reise.
Zum süßen Ende des Menüs gab es traditionell „BUNET“ - Schokopudding mit Amaretto, Schlagobers und Schokostreußel mit Espresso.
Nach und nach brachte der Shuttle wieder alle ins Hotel zurück, ein sehr langer, aber überaus ereignisreicher Tag war gegen Mitternacht beendet.
Der Regen in sehr heftiger Form hatte uns wieder – pünktlich zur Abfahrt am Dienstag, 11. Oktober 2016. Am Weg nach Gattinara zum Weingut TRAVAGLINI wurden noch Reis und Polenta eingekauft, bevor uns ein moderner, gepflegter Betrieb erwartete.
Die Tochter des Hauses zeigte uns die Tanks in Riesenhallen, Großfass- und Barriquekeller, Abfüll- und Lagerhallen, bevor die Verkostung im großen Kreis die Top-Weine in die Gläser brachte.
GATTINARA 2011
TRE VIGNE 2011
GATTINARA 2010 RISERVA
IL SOGNO 2011
Daneben am Tisch zum dazwischen knabbern – Käsestreifen, Salami, Grissini – ein spezieller Frühschoppen. 4 – 5 Jahrgänge liegen in Fässern und im Keller, alle Weine sind Cuvées aus großen und kleinem Holz - 2 ½ Jahre Lagerzeit schreibt das Land vor, TRAVAGLINI lagert 1 Jahr länger.
Il Sagno ist Rarität und Spezialität mit angetrockneten Trauben wie bei Amarone – wird als Tafelwein produziert.
Ein sehr beeindruckendes Weingut von internationalem Format – es war ein großes Erlebnis!!!
Kurz nach 12.00 Uhr Mittag fuhr der Bus bei NERVI vor – der Chef persönlich begrüßte uns und zeigte seinen Betrieb mit vielverzweigten Kellergängen in denen sich dementsprechend Fässer in großer Anzahl in verschiedenen Größen befanden.
Wie ein festlich gedeckter Speisesaal war für das Mittagessen mit Tasting hergerichtet – sehr vielversprechend. Voller spannender Vorfreude durften wir Platz nehmen, bevor der große Meister seine Erklärungen abgab. Brot und Grissini waren am Tisch, verschiedene Pizzabrötchen kamen dazu. ROSA 2015 VINO ROSATO „Der Preis von € 5,50 liegt fast im Bereich von Prämium Mineralwasser“ - so der Chef.
SPANNA 2015 COLLINE NOVARESI DOC
GATTINARA 2012 DOCG (100% Nebbiolo)
Ein gemischter Teller voller Spezialitäten mit Schinken, Speck, Salami, Aufstrich, Oliven, Pizzaböden, eingelegtes Gemüse mit viel Brot, war eine willkommene Stärkung zu den Weinen.
GATTINARA 2011 „VIGNA VALFERANA“ DOCG
MOLSINO 2009 DOCG
Zuletzt kam noch Käse, ganz speziell Gorgonzola zu Rosé, der eine wunderbare Harmonie durch die Reife entwickelte und dadurch ein ausgewogenes Süße-Säure-Spiel zustande kam.
Alles in allem erlebten wir bei NERVI einen grandiosen Abschluss dieser derartig guten Kurzreise in die Gebiete des nördlichen Piemonts. Im Shop wurde noch eingekauft, und das nicht zu knapp – schließlich dauerte die Rückfahrt ins Ländle auch seine Zeit, und dabei wollte man ja auch nicht gerade was mittelmäßiges trinken.
Der Level wurde mit NERVI GATTINARA 2010 aus der Magnum dann auch mehr als gehalten!
Ein großes herzliches Dankeschön für diese Reise gilt ganz besonders PETER STÖGER für seine Organisation, seinen vorbildlichen Einsatz an Ort und Stelle und seine immer lockere Art – über diese Reise wird noch sehr lange geredet werden.
Auch Busfahrer THOMAS gilt ein Sonderapplaus für alles was er mit so einer Sommelier-Gruppe mitmachen musste – er brachte uns überall gut hin und wieder zurück in die Heimat.
Zuletzt gilt aber allen Teilnehmern ein herzliches Dankeschön für`s mitmachen, mitfahren, dabei sein und den Genuss solcher Weinreisen im Sinne des VSOV.
Einige Minuten nach 20.00 Uhr war Feldkirch wieder erreicht, die Autos auf den Parkplätzen gefunden und alle verteilten sich auf den umliegenden Straßen um die letzten Kilometer zu bewältigen.
Mit der Vorfreude auf die nächste Weinreise mit dem VSOV in ein anderes Gebiet mit vielen neuen Weinen und Eindrücken und möglichst allen Teilnehmern wieder dabei, wünscht Euch inzwischen nur das allerbeste, Euer Berichterstatter aus dem Piemont, Willi Hirsch
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