„Beer meets VSOV“

 

 Sonntag der 14. Oktober 2012 war jener Tag, wo man sich bei herbstlichem Schönwetter ab späten Nachmittag einmal nicht dem Wein widmete, sondern den edlen Gerstensäften – dem BIER in allen Variationen.

Der „SÖSSLEPARK“ von MARKUS NAGELE in Feldkirch war der idealste Platz für den Biergenuss in den bekannten Geschmacksrichtungen.

Schon der Apero mit dem köstlichen Kellerbier in perfekter Trinktemperatur zeigte sich als erster gewollter Durstlöscher, wo jeder Schluck mit großer Freude dem Genuss diente.

Über 40 Teilnehmer wollten nicht nur den Biergenuss erleben, auch mehr über Detail, Herstellung und Arten erfahren. Direktor KURT MICHELINI und Braumeister RUDOLF MAYER von der  FRASTANZER BRAUEREI führten durch den Abend und erzählten viel Wissenswertes über das Thema Bier. Zur Verkostung, besserem kennenlernen und leichteren Unterscheidung wurden mehrere Durchgänge mit zwei und mehreren Bieren serviert und von den beiden Fachleuten kommentiert. Appetitliche Brötchen am Tisch unterstützten dazwischen den ersten kleinen Hunger.

Als 1. Durchgang kamen als Vergleich ein „Zitronen-Radler“ und ein „Kellerbier“ auf den Tisch. Der „Radler“ als beliebtestes Bier-Getränk überhaupt mit intensiv frischem Duft, fruchtigem, zart-süßem, harmonischen Geschmack war sehr süffig und gaumenfreundlich, das „Kellerbier“ als bekannte Größe von Frastanzer in Bioqualität überzeugte mit vollen Duft, zart-bitteren, feinhefigen, runden und trinkfreudigem Geschmack.

„Bier soll immer frisch getrunken werden, da es Licht- und Wärmeempfindlich ist“ – war zwischendurch zu hören.

Ein interessantes Detail am Rande, während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich am Deck der „COSTA CLASSICA“ im Hintergrund eines Bierfestes und erfrische mich mit den internationalen Bieren von „Bech`s“, „Carlsberg“ und „Heinecken“.

Interessant ist auch die Tatsache, dass Österreich nach Tschechien am zweitmeisten Bier trinkt – würde man Bayern man Bayern von Deutschland ausklammern, würde es anders aussehen.

Im 2. Durchgang wurde ein „Alkoholfreies Weizenbier Franziskaner“ und ein normales „Weizenbier“ verglichen – zwei Geschmäcker, wo sich die Vorlieben stark unterscheiden. Während das Franziskaner sehr dunkel erscheint mit malziger Nase, leicht rauchig und schlank, zeigte sich das „Weizen“ hell mit hefiger Farbe, einer fruchtig-frischen Nase nach Bananen, schlank und leicht für den süffigen Genuss.

In einer ersten kurzen Pause konnte man sich zwischen Beuschel oder Kalbsragout entscheiden. Zwei köstliche Gerichte mit flaumigem Semmelknödel serviert, je nach Geschmack und Laune die auf den weiteren Abend einstimmten.

Dieser Abend sollte auch anderswertig in die Geschichte eingehen. FELIX BAUMGARTNER versuchte seine Weltrekorde zu erreichen, saß in seiner Kapsel und hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 30.000 Meter Höhe erreicht, es sollte spannend weitergehen – so oder so.

Im 3. Durchgang wurden die vier „Vorarlberger Biere“ gegeneinander blind verkostet, alles Spezialbiere aus der Flasche in gleichen Gläsern, mit gleicher Temperatur und Menge. Diese Verkostung zeigte die homogene Braulandschaft in Vorarlberg sehr deutlich.

95% des Bierbedarfs im Ländle wird von 4 heimischen Brauereien abgedeckt.

Die meiste Produktion und breiteste Streuung ordnet man der FOHRENBURG-BRAUEREI in Bludenz zu, FRASTANZER ist die Genossenschaft der Wirte, die MOHRENBRÄU genießt den höchsten Marktanteil im Lande, die BRAUEREI EGG wird von fünf Familien betrieben, ist also ein so genannter Familienbetrieb.

In Reihenfolge FOHRENBURGER, MOHREN, FRASTANZER, EGG waren die Biere gereiht, dann wurde verkostet, beschrieben, diskutiert und natürlich erkannt um welchen Produkt es sich nun handelt. Für einige Bierexperten sollte es kein Problem sein, doch war es schwieriger als gedacht.

Im 4. Durchgang standen ein „Pils Tettnanger Hopfenkrone“ und ein „Dunkles Bier“ gegenüber. Das deutsche Pils war sehr hopfig, zart-bitter, gehaltvoll mit gutem Körper und langem Nachgeschmack. Diese Qualität an Pils passt auch zu Fischgerichten und anderen feinen Speisen, ist kein „Süffelbier“ und ein gern getrunkener Aperitif.  Das „Dunkle“ zeigte sich bräunlich klassisch, untergärig, gehaltvoll, vollmundig und lang anhaltend.

Das Interesse an FELIX BAUMGARTNER wächst und wächst, inzwischen hat er 36.000 Meter Höhe erreicht und steigt und steigt.

Im 5. Durchgang kamen wieder drei Biere – ein „Weihnachtsbock“, ein „Doppelbock“ und ein „Honigbier“. Ersterer mit dunklem, vollen Biergeschmack, vollem Duft, feiner Restsüße, kraftvoll und lang. Der Doppelbock, der nur einmal im Jahr zum Bockbierfest Mitte September erzeugt wird schmeckte sehr kraftvoll und kompakt mit Mahagonifarbe, Restzucker und harmonischer Länge. Gut erkennbar in Duft und Aroma mit süßlich-bierigem, gehaltvollem Geschmack – so erfreute das Radlerähnliche Honigbier.

Nun brauchte es dringend eine „Bierpause“ – FELIX BAUMGARTNER hatte fast 40.000 Meter Höhe erreicht und würde gleich einmal springen. Die Riesenleinwand zeigte tolle Bilder, die Spannung stieg und stieg, mancher konnte gar nicht mehr hinschauen als er seine Tür öffnete. Dann der legendäre Sprung, der um die Welt ging und ihn nach seiner „Schallmauer-Durchquerung“ nach etwa 15 Minuten sicher landen lies. Alles gut gegangen, aber damit wird man sich in Zukunft immer gerne an diese Veranstaltung im Rösslepark in Zusammenhang mit diesem großen Ereignis erinnern.

Das der inzwischen servierte Schweinskrustenbraten mit Sauerkraut und Kartoffeln seine erste Hitze eingebüßt hatte wurde dem wichtigen Ereignis wegen keine große Bedeutung zugemessen.

 

„Warum sind sich Bier und Wein so nahe“?

Über dieses Thema referierte WALTER AMANN zum Abschluss noch in einer sehr interessanten Rede.

„Seit wann gibt es Bier?  Diese Frage hat schon zahlreiche Historiker und manchen Hobbyforscher beschäftigt. Eine klare Antwort steht bis heute aus, und es wird wohl auch niemals eine definitive

Antwort auf diese Frage geben. Sicher ist nur, dass dieses Getränk vor mindestens sechstausend Jahren erstmals hergestellt wurde.

Der Ursprung des Bieres verliert sich irgendwo im Dunkel der Jungsteinzeit. Dass dieses alkoholische Getränk Ergebnis gezielter Versuche war, darf getrost bezweifelt werden. Vermutlich ist seine Entstehung dem puren Zufall zu verdanken. Getreide oder Brot kam mit Wasser in Berührung und fing an zu gären. Ein zerstreuter Mensch trank diese Brühe, fand sie gut und brannte fortan ganz gezielt sein Steinzeitbier. So könnte es wahrscheinlich gewesen sein.

Mit unseren heutigen Bieren haben jene Urbiere nur sehr wenig gemein. Die Sumerer brauten nicht direkt aus Getreide, sondern formten Brotfladen, rösteten diese und ließen sie anschließend vergären. Dieses Getränk war trübe, nicht gefiltert und glich eher einer trüben Suppe als einem Trunk. Den heute unentbehrlichen Hopfen kannte zu jener Zeit noch keiner. Wenn das Bier überhaupt gewürzt wurde, dann mit Honig, Zimt, Ingwer und ähnlichem mehr.

Unsere Vorfahren müssen schon ziemlich früh festgestellt haben, dass sich Bier auch direkt aus Getreidekörnern zubereiten lässt. Die Körner ließen sie keimen und trockneten sie anschließend auf einem Rost über offenem Feuer.

Im frühen Mittelalter war Bierbrauen Frauensache – es gehörte zu den Pflichten der Hausfrau, weil Bier ein Teil der Nahrung war. Die vielseitig gebildete Äbtistin Hildegard von Bingen machte sich um das Brauen sehr verdient, als sie im 12. Jahrhundert den Wert des Hopfens für das Bier erforschte und beschrieb.

Techniker und Naturwissenschaftler hatten an der Entwicklung des heutigen Bieres beträchtlichen Anteil, heute wissen wir, dass es nicht nur unter- und obergärige Biere, sondern auch eine Vielzahl von Heferassen mit unterschiedlichen Eigenschaften gibt. Seither sind die Reinzuchthefen der Brauereien ein Garant für gleichbleibendes Bier.

Bier ist flüssiges Brot!    So übertreiben die Bayern also nicht, wenn sie es als ein Nahrungsmittel bezeichnen.

Voraussetzung für den Genuss ist die Abwechslung auf dem Teller wie im Glas – einmal ein gutes Glas Wein, ein anderes Mal ein frisch gezapftes Bier.  Um wirklich vollen Herzens genießen zu können, muss der Mensch Vertrauen in das haben was er konsumiert. Wir leben leider in einer Zeit, in der längst nicht mehr alle Nahrungsmittel naturbelassen auf den Tisch kommen.  Und wir leben in einer Zeit, in der die Chemie bei der Getränkeherstellung eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Es ist gang und gäbe die Gaben der Natur durch künstliche Aromen zu ersetzen, weil das billiger und einfacher ist.

Nicht nur Wein, sondern auch Bier sind wertvolle Genussmittel.  Die Nase geht bei Beidem förmlich auf Entdeckungsreise und wird mehr verschiedene Düfte wahrnehmen, je häufiger sie geschult wird. Für Zunge und Gaumen sind beide ein Erlebnis, das die Geschmacksnerven mit der Zeit sensibilisiert. In Massen getrunken ist beides gesund und macht entgegen einer weitverbreiteten Meinung, nicht dick.  Beide sind Genussmittel und wertvolle Bestandteile unserer Ernährung“.

Mit gemütlichem Zusammensitzen endete dieser spezielle Abend.

Ein herzliches Dankeschön gilt Markus Nagele mit allen seinen Mitarbeitern für die gute Bewirtung

und große Gastfreundschaft im Rösslepark, den beiden Vortragenden Braumeister Rudolf Mayer und Direktor Kurt Michelini von der Frastanzer – Brauerei, sowie Walter Amann für seine Gedanken um die edlen Säfte aus Gerste und Trauben.

 Mit freundlichen Grüßen aus Feldkirch,

                                                                                 Willi Hirsch

Fotos von der Veranstaltung