
„WEIN SPRICHT DEUTSCH“ |
Das Jahr
2008 begann für den Vorarlberger Sommelierverein gleich mit einem
Höhepunkt. Einer der renomiertesten Weinjournalisten der Welt, der
Engländer STUART PIGOTT kam ins Ländle um sein neuestes Werk mit dem
Titel „Wein spricht Deutsch“ vorzustellen und eine äußerst interessante
Verkostung deutscher Weine zu kommentieren.
Der Schauplatz dieses Zusammentreffens war das Hotel Martinspark in
Dornbirn. Auf Initiative von Raffaele Zaccariello, der auch die
Organisation eindrucksvoll bewältigte, kam diese erfolgreiche
Veranstaltung zustande und was nach wenigen Tagen bereits ausgebucht –
was weitere Worte und Kommentare darüber überflüssig macht. Danke
Raffaele.
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So begann
am Montag, 28. Jänner 2008 pünktlichst um 16.30 Uhr das Seminar
„Deutsche Weine“ mit Degustation von 18 Weinen aus den Gebieten Baden,
Thurgau, Rheinhessen, Franken, Nahe, Pfalz, Mosel und Württemberg. Vom
einfachen Trinkwein bis zum hochwertigen in weißer und roter Farbe, vom
fruchtbetonten Müller Thurgau über „Gosse Gewächse“ bis zu Riesling
Auslesen kam alles in die Gläser was die Geschmacksnerven positiv
stimmten.
Für STUART PIGOTT ist die „Deutsche Weinkonsumkultur“ etwas ganz
Besonderes und es gibt für ihn keine wichtigen Rebsorten – alle sind
gleich wichtig.
„Die Intensität der deutschen Weine ist heute erdrückend, früher waren
diese schmal“ ist er überzeugt und meint noch, „es gab eine Spaltung
zwischen Licht und Schatten“.
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Folgende
Weine wurden nach und nach eingeschenkt:
VERGLEICH Nr.: 1 MÜLLER-THURGAU – trocken
2006 Hohentwieler Olgaberg Müller Thurgau
Staatsweingut Meersburg, Meersburg – Baden
2006 Müller Thurgau
Hans Ulrich Kesselring, Schlossgut Bachtobel, Thurgau, Ottenberg/Weinfelden
„Die Heimat des Müller Thurgau ist zweifelsohne der Bodensee – da kommen
die Besten her „ – Stuart Pigott.
VERGLEICH Nr.: 2 SILVANER – trocken
2006 Scharlachberg „Quarzit“ Silvaner
Weingut Riffel, Bingen/Rheinhessen
2006 Maustal Alte Reben
Weingut Luckert, Sulzfeld/Franken
„Die österreichische Rebsorte Silvaner ist kaum noch vorhanden, gehört
aber zu den großen Frankenweinen“.
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VERGLEICH Nr.: 3 RIESLING (Jungwinzer) – trocken
2006 „Kalkstein“ Riesling
Weingut Winter, Dittelsheim/Rheinhessen
2006 Riesling Spätlese Königschild
Weingut Tesch, Langenlonsheim/Nahe
VERGLEICH Nr.: 4 RIESLING (Großes Gewächs) – trocken
2006 Idig „Großes Gewächs“ Riesling
Weingut Christmann, Königsbach/Pfalz
2006 Reiterpfad „Großes Gewächs“ Riesling
Weingut Bergdolt, Duttweiler/Pfalz
2001 Reiterpfad „Großes Gewächs“ Riesling
Weingut Bergdolt, Duttweiler/Pfalz
„Das positive der Trauben sollte transportiert werden, dann tanzen die
Weine energisch auf der Zunge“!
VERGLEICH Nr.: 5 RIESLING – feinherb
2006 Klüsserather „Herzstück“ Riesling
Weingut Kirsten, Klüsserath/Mittelmosel
2006 Calmont „Goldkapsel“ Riesling
Weingut Franzen, Bremm/Terrassenmosel
Das Reizwort „feinherb“ bei Weißwein löste emotionale Diskussionen aus,
ohne auf einen Nenner zu kommen.
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VERGLEICH
Nr.: 6 SPÄTBURGUNDER
2005 „Cent Grafenberg“ Spätburgunder
Weingut Fürst, Bürgstadt/Franken
2005 Spätburgunder
Weingut Kusterer, Esslingen/Württemberg
Dieser Vergleich zeigte uns sehr deutlich, welch` hochklassige Rotweine
dieser Sorte wir in Österreich haben.
VERGLEICH Nr.: 7 NEUE ROTWEINE
2004 „Ikarus“ (100 % Cabernet)
Weingut Hensel, Bad Dürkheim/Pfalz
2005 „Cuvée M“ (M,PV)
Weingut Aldinger, Fellbach/Württemberg
Die neuen Rotweine waren durchaus interessant zu verkosten, alleine
wegen der Rebzusammensetzung, doch wirklich überzeugend waren sie nicht.
Auf über 11.000 Hektar werden momentan in Deutschland Rotweine angebaut.
VERGLEICH Nr.: 8 RIESLING – AUSLESE
2006 Kröver Letterlay Riesling Auslese
Weingut Martin Müllen, Traben-Trabach/Mittelmosel
2006 Nackenheim Rothenberg Riesling Auslese
Weingut Gunderloch, Nackenheim/Rheinhessen
1990 Nackenheim Rothenberg Riesling Auslese „Goldkapsel“
Weingut Gunderloch, Nackenheim/Rheinhessen
Eine große Stärke deutscher Weine war dieser abschließende Vergleich,
was Stuart Pigott zu einer schwärmerischen Aussage bewog „15,5% mit
Potrytisgeschmack ist eine starke Sache“.
Zwischen den einzelnen Proben erzählte der Starjournalist aus seiner
Tätigkeit, brachte viele treffende, manche provozierende Aussagen,
wodurch viele Diskussionen entstanden und es zu einer wirklich sehr
lebendigen, emotionalen Verkostung kam.
So verwendet Pigott den Ausdruck „feinherb“ als „halbtrocken“, was wir
überhaupt nicht verstehen konnten.
Über die Bezeichnung halbtrocken konnte er nur lachen und meinte dies
sei ein scheußlicher Ausdruck.
Etwas verwirrend, da dies eine Bezeichnung des Restzuckers im Wein nach
dem Österreichischen Weingesetz ist, das bekanntlich zu den strengsten
der Welt gehört !
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Nach über zwei Stunden verkosten kam Pigott zu folgender Erkenntnis:
„Weine verkosten ist oft ein Umweg – Wein ist zum trinken da“! Ein
langer dankender Applaus war die Beipflichtung und der Dank für die
letzten zwei Stunden.
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Der Apero im Foje war die willkommene Pause zwischen Arbeit und
Vergnügen.
Der „Reperaturwein“ kam in Form eines „Bacchus“ vom Winzerhof Gierer aus
Nonnenhorn in die Gläser, der leicht mit Sauvignon blanc verwechselt
werden kann. Nun waren auch die Abendgäste dabei – viele Begrüßungen und
Wiedersehensfreude steigerten die Vorfreude auf den weiteren Abend.
Im „Schiffsrestaurant“ Platz genommen freute sich Direktor Peter Heine
den VSOV begrüßen zu dürfen, die untermahlende Klaviermusik von Herrn
Michael war Balsam für die Ohren der Teilnehmer. Nette, freundliche, oft
anregende Tischgespräche begleiteten ein köstliches Abendmenü mit
Weinherausforderung.
APERO:
2006 BACCHUS NONNENHORNER SEEHALDE Trocken
Winzerhof Gierer, Nonnenhorn
Räucherforellentörtchen
Mit Salat von Zitronen, Safran und Frisée
2006 „TERRA MONTOSA“ RIESLING trocken
Weingut Georg Breuer, Rüdesheim
2006 „KALKSTEIN“ RIESLING trocken
Weingut Winter, Dittelsheim-Hessloch
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Walnussrisotto auf Rucola-Karottensalat
2006 MEERSBURGER CHORHERRENHALDE WEISSBURGUNDER trocken
Staatsweingut Meersburg, Meersburg
2006 OBERROTWEILER KÄSLEBERG WEISSBURGUNDER Kabinett trocken
Weingut Bercher-Schmidt, Oberrotweil
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Rinderbraten „Burgunder Art“
Mit Kartoffelknödel und glacierten Karotten
2005 URBAN LAGREIN DOC
Cantina Tramin, Südtirol/Italien
2004 „IKARUS“ CABERNET CUBIN (Lemberger x Cabernet Sauvignon)
Weingut Hensel, Bad Dürkheim
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Petit Fours zum Kaffee
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Die Weine
kamen „blind“ in die Gläser und wurden nach jedem Gang von Ursula
Heinzelmann und Stuart Pigott erklärt und aufgelöst. Heftige
Diskussionen lösten die beiden Rotweine aus, was unter Sommeliers unter
gegebenen Anlass ganz normal war.
Nach vielen Dankesworten an die verantwortlichen Personen, allen voran
Raffaele Zaccariello für die Idee, Verantwortung und Durchführung dieses
Events und natürlich den beiden Hauptpersonen Ursula Heinzelmann und
Stuart Pigott für diesen außergewöhnlichen Nachmittag und Abend.
Hausherr Peter Heine war ein freundlicher, professioneller Gastgeber,
seine engagierten Mitarbeiter rundeten diese Veranstaltung
dementsprechend ab.
Der Ausklang wurde an die Hotelbar verlagert, die Gäste verabschiedeten
sich nach und nach.
Mit freundlichen Grüßen aus Dornbirn,
Willi Hirsch
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